Viele Erwachsene haben das subjektive Empfinden, dass ihre Intelligenz und ihr Gedächtnis sich mit zunehmendem Alter verringert. „Tief verwurzelt ist bei vielen Menschen die Überzeugung, dass ihre Lernfähigkeit in dem Masse abnimmt, wie der Alterungsprozess bei ihnen fortschreitet“ (Mietzel, 2008, S. 120). Diese Folgerungen sind jedoch falsch. Die Lernfähigkeit hängt nicht von Alter ab, sondern der persönliche Lebenslauf und die Lebensgestaltung haben auf die Menschen einen wesentlich grösseren Einfluss.
Trotzdem gibt es im Lernen Erwachsener einige Unterschiede zu den Kindern. Beispielsweise lernen jüngere Menschen Inhalte, die in keinem Sinnzusammenhang stehen besser als Ältere. Wird der Lernstoff jedoch übersichtlich gegliedert dargeboten, lernen Ältere leichter. Mit zunehmendem Alter wird die Erfahrung eines Menschen grösser, was oftmals hilft, neue (Lern-)Aufgaben zu bewältigen. Kommen Erwachsene hingegen in unvertraute Situationen, bei denen sie ihre früheren Erfahrungen nicht anwenden können, bekunden sie eher Mühe.
Erwachsene erwarten, dass sich durch ihr Lernen etwas verbessert und sie wollen wissen, wo sich die erworbenen Kenntnisse anwenden lassen. Sie suchen den praktischen Nutzen und gehen oft von eigenen Erfahrungen aus. In der Regel lernen sie nicht so schnell (am besten bei individuellem Arbeitstempo), dafür behalten sie aber meist einen besseren Überblick als Jüngere.
Bisher habe ich oft vom Lernen gesprochen, doch was ist Lernen eigentlich? In der Psychologie wird von Lernen ausgegangen, wenn eine Person auf die gleiche Reizsituation zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten nicht identisch reagiert. Lernen führt also aufgrund von Übung oder anderer Erfahrungen zu einer relativ dauerhaften Verhaltens- oder Wissensveränderung (Mietzel, 2008).
Erwachsene lernen aus ganz unterschiedlichen Motiven. Die Häufigsten sind:
- Intrinsische Motivation
- Aufstiegsmotiv
- Defensivmotiv
- Anschlussmotiv
- Selbstbildbezogenes Motiv
- Orientierungsmotiv
Je nach Lernmotiv sind die Aussichten auf einen Lernerfolg unterschiedlich. Vielfältige Lernmotive und das Bewusstsein über das eigene Lernmotiv begünstigen den Lernerfolg positiv.
Sich Gedanken über das eigene Lernen, die eigene Lernstrategie zu machen und sich „geistig Fit“ zu halten mit Üben und Anwenden, helfen, auch mit zunehmendem Alter noch einen hohen Leistungsstand zu haben. Denn dann ist auch die Angst vor dem Vergleich mit Jüngeren unbegründet.